Neue Attraktion im Geopark Porphyrland –
Ausstellung „Supervulkane in Sachsen“
Die Schlüssel zur neuen Supervulkan-Ausstellung und dem Coworking-Areal im Projekt SAULIS am Geoportal Herrenhaus Röcknitz wurden am 15. August 2024 feierlich übergeben. Nach dem positiven Fördermittelbescheid starteten im Frühjahr 2023 die Baumaßnahmen im Projekt SAULIS – Spektakuläres Arbeiten und Leben im Supervulkanzentrum. Mit diesen Mitteln wird der ehemalige Rennpferdestall im Thallwitzer Ortsteil Röcknitz aus dem Dornröschenschlaf geholt und wieder zum Leben erweckt. Dass dies gelungen ist, wird nun eindrucksvoll am Objekt demonstriert: Das denkmalgeschützte Gebäude wurde liebevoll saniert, restauriert und für eine neue Nutzung vorbereitet. Ab sofort sind hier eine Supervulkanausstellung, ein Co-Working-Space sowie Übernachtungsmöglichkeiten unter einem Dach vereint.
Die feierliche Schlüsselübergabe fand gemeinsam mit Thomas Schmidt, dem Sächsischen Staatsminister für Regionalentwicklung, in Röcknitz statt: „Die Einweihung von SAULIS in Thallwitz ist ein Meilenstein und starkes Signal für die Zukunftsfähigkeit der Region. Wir feiern eine der ersten Fertigstellungen von Strukturwandelprojekten im Mitteldeutschen Revier. Die umfassende Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes wurde mit rund 4,1 Millionen Euro aus dem Investitionsgesetz Kohleregionen unterstützt. Der barrierearm umgebaute frühere Rennpferdestall beherbergt jetzt einen Co-Working-Space mit bis zu 20 Arbeitsplätzen und bietet auch die Möglichkeit, temporär dort zu wohnen und Netzwerkstrukturen zu entwickeln. Das neue Angebot stärkt nicht nur die ansässigen Unternehmen, sondern steigert zugleich die Lebensqualität in der Gegend. SAULIS zeigt eindrucksvoll, wie der Strukturwandel gute Perspektiven in und um Thallwitz schafft.“
Das Gebiet des heutigen Geoparks Porphyrland südöstlich von Leipzig lag zu jener Zeit noch nahe am Äquator. Gewaltige Kräfte tief aus dem Erdinneren entluden sich in zwei Supervulkan-Ereignissen. Diese veränderten im Zeitraum von reichlich zehn Millionen Jahren die Landschaft stetig. Mehrfach ergossen sich Lavaflüsse aus Vulkanschloten und Erdspalten über die Region. Beim Einsturz riesiger Calderen breiteten sich rasend schnell gigantische Glut- und Aschewolken aus. Ihre Ablagerungen sind zu einer mächtigen Schicht aus Porphyr-Gesteinen erstarrt. Heute noch – nach Jahrmillionen von Verwitterung und Abtragung – ist diese steinerne Schicht bis mehr als 600 Meter mächtig. Die Rochlitz- und die Wurzen-Eruptionen gehören damit zu den größten Vulkanereignissen in der geologischen Vergangenheit.
Um die 30 vulkanische Porphyr-Gesteinsarten prägen heute das Porphyrland. Dieser steinerne Schatz wurde und wird seit Jahrhunderten in vielen Steinbrüchen abgebaut. Das Material wird als Baustoff für Gebäude, Straßen und Schienenwege verwendet. Der Rochlitzer Porphyrtuff beispielsweise prägt seit etwa 900 Jahren die mitteldeutsche Baukultur. Er schmückt Kirchen, Klöster, Schlösser, Gebäude, Brücken und Kunstwerke. Seit 2022 ist er als erster Stein aus Deutschland auf der „IUGS Heritage Stone“-Liste für weltweit einmalige Baunatursteine verzeichnet. Dies ist eine große Ehre. Es zeigt, wie besonders und einzigartig dieser Stein ist!
Funktion und Zielgruppen der Supervulkan-Ausstellung
290 Millionen Jahre Erdgeschichte haben dazu geführt, dass sowohl die Rochlitz- als auch die Wurzen-Caldera, vulkanische Einsturzkessel bemerkenswerten Ausmaßes, heute nicht mehr gut sichtbar sind! Verwitterungsprozesse sowie die Eispanzer während der Elster- und Saalekaltzeiten haben ihren Teil dazu beigetragen. Die verbliebenen Spuren in der Landschaft müssen „gelesen“ bzw. interpretiert werden, um sie als Zeugnisse einstiger Supervulkane wahrzunehmen und zu begreifen. Der Geopark Porphyrland erhält mit der Ausstellung „Supervulkane in Sachsen“ einen Ort, an dem die Phasen der Supereruptionen, ihre Auslöser, die Auswirkungen auf Flora und Fauna sowie die Entstehung der verschiedenen Porphyrarten mit analogen und digitalen Mitteln verständlich dargestellt werden. Ab August 2024 wird die Ausstellung „Supervulkane in Sachsen“ als Erlebnis- und Bildungsort am Geoportal Röcknitz zu finden sein. Sie ergänzt die dortige Ausstellung „Zeit-Wandel-Stein – Bewegte Geologie einer Landschaft“ im Herrenhaus, den Spielplatz „Fred Porphyrstein“ und den GeoErlebnis-Garten.
Die Ausstellung „Supervulkane in Sachsen“ ist in deutscher und englischer Sprache verfasst, ist barrierearm und verfügt über einen Spielebereich für jüngere Kinder.
Die Ausstellung begrüßt die Besucherinnen und Besucher mit dem Antlitz der Erde vor 290 Millionen Jahren, als fast alle Landmassen zum Superkontinent Pangäa vereint waren.
Moderne Video- und Animationstechnik, 3D-Visualisierungen, großformatige und detaillierte Grafiken an den Wänden und mehreren Aktionsstationen entführen in ein Erdzeitalter gewaltiger Umwälzungen. Erklärt werden die Prinzipien der Verschiebung der Erdplatten (Plattentektonik), in deren Folge Erdbeben und verschiedene Arten von Vulkanismus entstehen können. Durch Interaktionen an mehreren Stationen der Ausstellung können die Besucherinnen und Besucher spüren, welche Kräfte bei Supervulkan-Ausbrüchen wirken und welche zerstörerischen Auswirkungen sie im Perm-Zeitalter in Sachsen hatten. Gleichzeitig können sie in verschiedene Phasen – in die Zeit vor, zwischen und nach den Vulkanausbrüchen – eintauchen und so die teilweise Vernichtung der Pflanzen- und Tierwelt ebenso erleben, wie die Entwicklung und Ausbreitung neuen Lebens. Die versteinerten Spuren der permischen Flora und Fauna werden „lebendig“…
Die Ausstellungsmacher
Die erdgeschichtliche Zeitreise ist ein Investitionsvorhaben der Gemeinde Thallwitz im Landkreis Leipzig und wird in Kooperation zweier Unternehmen umgesetzt: Verantwortlich für die inhaltlich-geologische Konzeption ist die Firma GEOmontan Gesellschaft für angewandte Geologie mbH Freiberg. Die Firma KOCMOC Exhibitions GmbH, die bereits viele renommierte Ausstellungen bundesweit gestaltet hat, realisiert die Ausstellungskonzeption und -gestaltung.
Unterstützung findet die Ausstellungsplanung durch das sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie in Freiberg, das Museum für Naturkunde in Chemnitz sowie Fachleute des nordwestsächsischen Vulkanismus und der permischen Lebewelt.
Altes Gebäude mit spannendem Nutzungs-Mix
Die Ausstellung „Supervulkane in Sachsen“ hält Einzug in den ehemaligen Rennpferdestall des Rittergutes Röcknitz, in dessen Herrenhaus im Jahr 2008 die erste Übersichtsausstellung zu Geologie und Rohstoffreichtum der Region eröffnet wurde. Als einziges Gebäude des vierseitigen Gesamtensembles befand es sich bis 2022 im ungenutzten Zustand. Seit 2023 wird das dreigeschossige Gebäude vom Keller bis zum Dach denkmalgerecht instandgesetzt. Neben der Supervulkan-Ausstellung soll es künftig auch Veranstaltungsräume für die Dorfgemeinschaft und Gäste sowie mehrere voll eingerichtete Co-Working-Plätze und 12 Übernachtungsplätze bieten.
Geoportal Röcknitz – Ausgangspunkt für Geopark-Erkundungen
Das Geoportal Röcknitz ist ein idealer Startpunkt für die Erkundung weiterer Besucher- und Erlebniszentren (Geoportale), der GeoErlebnisWerkstatt sowie erdgeschichtlicher Zeugnisse (Geotope) im Nationalen Geopark Porphyrland. Es liegt am Fuße der Hohburger Berge mit dem Nationalen Geotop „Wind- und Gletscherschliffe auf dem Kleinen Berg“. Die Region, früher auch als Hohburger Schweiz bekannt, ist ein beliebtes Wandergebiet. Faszinierende Fernblicke, beeindruckende Gesteinswänden und tiefe Steinbrüche machen die Gegend zu einem absoluten Highlight. Nur acht Kilometer von Röcknitz entfernt, wartet das Museum Steinarbeiterhaus Hohburg im Geopark Porphyrland darauf, entdeckt zu werden! In einem original erhaltenen Fachwerkhaus wird das Leben einer typischen Steinarbeiterfamilie Anfang des 20. Jahrhunderts gezeigt. Außerdem präsentiert eine umfassende Technikschau die Entwicklung des Steinabbaus in Nordwestsachsen.
Förderung des Gesamtprojektes
Mit dem Titel „SAULIS – Spektakuläres Arbeiten und Leben im Supervulkanzentrum“ ist die Investition der Gemeinde Thallwitz in ihrem Ortsteil Röcknitz das erste Investitionsprojekt des Landkreises Leipzig aus dem 40-Milliarden-Euro-Topf des Bundes zur Bewältigung des durch den Ausstieg aus der Kohleverstromung verursachten Strukturwandels.