Erdgeschichtliches Tagebuch

Das Porphyrland ist steinreich. Hier liegen Locker- und Festgesteine aus 500 Millionen Jahren Erdgeschichte dicht beieinander. Die Geschichte der Rohstoffe, die heute im Geopark gefördert werden, ist eine spannende Zeitreise.

Grauwacke Collm bei Oschatz, Foto: Frank Schmidt

Grauwacke Collm, Foto: F. Schmidt

Die älteste geologische Formation bildet die Grauwacke, die im Hinterland eines Inselbogens – dem Cadomischen Orogen – am Rande eines großen Ur-Ozeans abgelagert wurde. Diese erste Gebirgsbildungsphase, die cadomische Orogenese, fand vor ca. 650 bis 540 Millionen Jahren im Neoproterozoikum und Kambrium statt. Durch Verwitterung und Erosion wurden die dort anstehenden Gesteine abgenutzt und sandige, quarzreiche Meeressedimente kamen zur Ablagerung. Im südlichen Teil des Geoparks trifft man auf Gesteine, die während einer zweiten Gebirgsbildung, der sogenannten variszischen Orogenese (vor 400 bis 300 Millionen Jahren), verfaltet wurden. Aus diesem cadomischen und variszischen Grundgebirge ragen heute vereinzelt noch Härtlinge wie der Collmberg bei Oschatz und die Deditz-Höhe bei Grimma aus der Landschaft empor.

Vor fast 300 Millionen Jahren, im Karbon, falteten Gebirgsbildungsprozesse diese Sedimente zu gewaltigen Bergzügen auf. Es war ein Hochgebirge, dessen allmähliche Abtragung so begann, wie wir das heute beispielsweise in den Alpen beobachten können: über Verwitterungsvorgänge, Muren und Flüsse.

Vor 290 Millionen Jahren, im Perm, war der nordwestsächsische Raum eine Senke, die sich mit Ablagerungen füllte. Hier kreuzten sich unterirdisch tiefreichende Störungssysteme, die einen intensiven und großflächigen Vulkanismus verursachten. Seine aus tiefer liegenden Magmaherden stammenden vulkanischen Gesteinsprodukte, unter dem Namen Porphyre zusammengefasst, sind namensgebend für den Geopark Porphyrland. Sie dominieren das Erscheinungsbild dieser Region.

Horizontales Fließgefüge im Leisniger Porphyr im Aufschluss Rote Wand, Foto: M. J. Kellner

Leisniger Porphyr („Rote Wand“), Foto: M. J. Kellner

Die in dieser Zeit gebildeten Vulkangesteine unterscheiden sich nach der Form der vulkanischen Ablagerung: Gesteine aus Lavaergüssen, aus vulkanischen Aschen (Tuffe) und aus mächtigen Glutwolken (Ignimbrite). Aus Lava entstand beispielsweise der Leisniger Porphyr, der die Wände im Einschnitt der Freiberger Mulde bei Leisnig bildet.

Weite Verbreitung haben Ignimbrite, die auf einen explosiven Vulkanismus und die Ablagerung von unterschiedlich heißen Glutwolkenabsätzen zurückgehen. Unter ihnen bilden die von der Mulde zwischen Rochlitz und Colditz weitflächig angeschnittenen Ignimbrite des Rochlitzer Porphyrs mit 400 Meter Mächtigkeit die verbreitetste vulkanische Schicht im Porphyrland.

Rochlitzer Porphyr, geschliffen, Foto: Frank Schmidt

Rochlitzer Porphyr, geschliffen, Foto: F. Schmidt

Unter dem Namen „Rochlitzer Porphyrtu“ wird ein nur am Rochlitzer Berg verbreitetes Ignimbritgestein seit Jahrhunderten als begehrter Werkstein abgebaut. Auch im Norden bis Nordwesten des Porphyrlandes haben Ignimbrite in Form der Pyroxenquarzporphyre eine weite Verbreitung. Sie wurden hier von Magmen durchschlagen, die bereits bei dem Aufstieg aus dem Erdinneren erstarrten und heute als Pyroxengranitporphyre bekannt sind. Das bekannteste Abbaugebiet ist Beucha.

Am Ende des Perms im Zechstein drang ein mit dem Ozean verbundenes flaches Binnenmeer in unseren Raum ein. Bedingt durch das trocken-heiße Klima verdunstete das Salzwasser und ausgedehnte Dolomit-, Gips– und Salzablagerungen entstanden. Der Norden und Nordwesten Sachsens befand sich damals am Rande dieses Binnenmeeres. Hier bestimmten während dieser Zeit abgelagerte Fluss- und Schuttstromsedimente die Szenerie. Lediglich der marine Karbonathorizont des Plattendolomits ist einheitlich bis weit nach Süden verbreitet. Er ist in der Mügelner Senke im Norden und in der Bornaer Senke im Westen von der nachfolgenden Erosion verschont geblieben und steht noch heute in den Kalkbrüchen bei Ostrau im Abbau.

Die Erdzeitalter von Trias und Jura, deren Ablagerungen im Thüringer Becken (Trias) weitflächig und in der Lausitz (Jura) punktuell erhalten geblieben sind, fielen in Nordwestsachsen weitgehend der Erosion zum Opfer. Nur in den Senken von Borna und Mügeln sind Sandsteine und Konglomerate der Unteren Trias (Buntsandstein) im Untergrund und teilweise an der Oberfläche (Bad Lausick/ Hopfgarten) vorhanden.

Kaolin Kemmlitz, Handstück, Foto: Frank Schmidt

Kaolin, Foto: F. Schmidt

Im Kreidezeitalter gelangte Mitteleuropa im Zuge der Kontinentalverschiebung in subtropische Klimaregionen. Alle oberflächennahen Gesteine waren nun einer intensiven chemischen Verwitterung ausgesetzt, bei der sich Feldspäte zu Tonmineralen umbildeten. Das für die Keramikherstellung bedeutsame Gestein Kaolin entstand. Aus den kalifeldspatreichen Porphyren und Ignimbriten bildeten sich im Zeitraum Oberkreide bis Tertiär Kaolinlagerstätten, die noch heute bei Mügeln im Abbau sind.

Originale Lage von Tertiärquarzit (oben) im Braunkohlentagebau Profen, Foto:

Tertiärquarzit im Braunkohlentagebau Profen, Foto: Rascher

Während des Tertiärs, etwa zwischen 66 bis 2 Millionen Jahren, der Braunkohlenzeit, wurde Mitteleuropa vom damaligen Nordmeer aus überflutet. Nordwestsachsen lag am Südrand dieser Ur-Nordsee. Die Sande, Schlue, Tone und Braunkohlen sind vorwiegend Ablagerungen einer von Gezeiten beeinflussten Flachmeerküste sowie ihres durch Flusssedimente geprägten Hinterlandes. Zeitweilig entstanden Küstenmoore, aus denen sich Braunkohlenlager bildeten. Der Abbau dieser isolierten Braunkohlenvorkommen ist in der Geopark-Region zahlreich belegt. Durch Abschlämmung und Umlagerung der Kaoline entstanden tertiäre Tonschichten, deren Gewinnung zu einer reich differenzierten keramischen Industrie im Geopark-Gebiet führte.

Das Quartär, das Eiszeitalter, begann vor etwa 2,6 Millionen Jahren mit einer starken Abkühlung. Periodisch erreichte Mitteleuropa arktisches Klima. Schließlich rückte das Gletschereis aus Skandinavien während der Elster– und Saale-Eiszeit bis in unser Gebiet vor. Es hinterließ mächtige Moränenablagerungen und überformte die Landoberfläche. In Eisstauseen vor der Gletscherfront gelangten Seesedimente als Sande, Schluffe und Bändertone zur Ablagerung. Zeiten der Vergletscherung wechselten mit eisfreien Zeiten der Lösssteppe. In letzteren wehten teils mächtige Lösse und Lösslehme an. Auf ihnen bildeten sich in den letzten 10.000 Jahren im Holozän, der heutigen Warmzeit, besonders fruchtbare Böden. Eiszeitliche Fluss- bzw. Terrassenablagerungen der Elbe, Mulde oder Zschopau mit ihren Kiessandablagerungen sind als Lagerstätten für die Baustoffindustrie von hoher wirtschaftlicher Bedeutung.