Auszeichnung zum Heritage Stone

Der Rochlitzer Porphyrtuff trägt den Titel „IUGS Heritage Stone“. Ausschlaggebend für diese internationale Auszeichnung des weltweit einzigartigen Gesteins ist sein „prägender Einfluss auf die Baugeschichte“ und eine „besondere Beziehung zum Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk“. Auf Grund dieser Bedeutsamkeit entschied sich die International Union of Geological Sciences (IUGS), das Gestein in die Reihe der weltweit wichtigsten Natursteinarten, die „Heritage Stones“ aufzunehmen.

Bisher wurden 32 Gesteine in 17 Ländern als „IUGS Heritage Stone“ ausgezeichnet. Der „Rochlitzer Porpyrtuff“ ist der erste deutsche Naturstein, der sich den Titel mit Gesteinen wie dem weiß-grau-geäderten Carrara-Marmor aus Italien oder dem Portland-Kalkstein aus Großbritannien teilen darf.

Weitere Informationen zur Auszeichnung des Rochlitzer Porphyrtuffs gibt Prof. Dr. Heiner Siedel vom Institut für Geotechnik an der Fakultät Bauingenieurwesen der TU Dresden im Interview mit dem Mitteldeutschen Rundfunk. Auf Initiative von Prof. Dr. Heiner Siedel und Dr. Annett Kaldich, Fakultät für Physik und Geowissenschaften an der Universität Leipzig wurde die Auszeichnung angestoßen.

Der Rochlitzer Porphyrtuff findet frühe Verwendung für die Herstellung von Mahl- oder Mühlsteinen, Viehtrögen und als Bestandteil von Öfen.
Nicht nur die ansprechende Optik des Gesteins, sondern auch dessen hervorragende Bearbeitungsfähigkeit und Wetterbeständigkeit führte schon im frühen zwölften Jahrhundert zum kontinuierlichen Abbau und zur Nutzung als Werk- und Bildhauerstein. Seitdem prägt der Rochlitzer Porphyrtuff das bauliche Erbe der Region um Rochlitz und in Mitteldeutschland. Bis heute entstehen aus dem traditionsreichen Gestein Profan- und Repräsentationsbauten. Unter anderem ist Rochlitzer Porphyrtuff an Burgen (Eilenburg, Mildenstein, Kriebstein), an Schlössern (Augustusburg, Frohburg, Rochlitz), an Klöstern (Wechselburg, Buch), an Brücken, Denkmalen und Brunnen verbaut worden.
In Leipzig ist er z.B. am Alten Rathaus, am Grassi-Museum oder an der neuen Kirche St. Trinitatis zu finden.
Aber auch europaweit wird der Rochlitzer Porphyrtuff als Werkstein geschätzt. So besteht das Grab des Philosophen Immanuel Kant (1724-1804) am Dom zu Königsberg (heute Kaliningrad, Russland) komplett aus Rochlitzer Steinen.

Die Anzahl der Brüche auf dem Rochlitzer Berg schwankte im Laufe der Zeit stark. Während zeitweise zwölf Brüche urkundlich belegt waren, findet heute ein aktiver Abbau des Gesteins nur noch in den so genannten „Schillingschen Brüchen“ im Südosten des Rochlitzer Berges statt.

So „herausragend“ wie sein bis heute geförderter „Rochlitzer Porphyrtuff“ ist auch der Rochlitzer Berg selbst. Mit einer Höhe von etwa 350 Metern bildet er die markanteste Landmarke zwischen der Leipziger Tieflandsbucht im Norden und der Erzgebirgssenke im Süden.

Bis zu 60 Meter reichen die ehemaligen Steinbrüche auf dem Rochlitzer Berg in die Tiefe und lassen die Abbaugeschichte nachvollziehen. Besonders eindrücklich gelingt dies am Gleisbergbruch am Geoportal Porphyrhaus. Zwei Aussichtsplattformen geben den Blick auf die Zahlenwand frei und machen die Abbaugeschichte nachvollziehbar.

Entstehung und Abbau des Rochlitzer Porphyrtuffes können zudem im Geoportal Porphyrhaus sowie entlang des 2,7 km langen Porphyrlehrpfades auf dem Rochlitzer Berg erkundet werden.

Der „Gleisbergbruch“ auf dem Rochlitzer Berg zählt zu den 30 schönsten Geotopen Deutschlands: Er wurde von der DGGV (Deutsche Geologische Gesellschaft – Geologische Vereinigung) als 3D-Modell digitalisiert und kann seitdem auch virtuell von Zuhause aus bestaunt werden.

Der „Rochlitzer Porphyrtuff“ beeindruckt insbesondere durch sein rötlich marmoriertes und violett gesprenkeltes Erscheinungsbild. In der feinkörnigen, porösen Grundmasse befinden sich zahlreiche rundliche Einsprenglinge. Dazu gehören die Minerale Quarz, Kalifeldspat, Plagioklas und Biotit. Diese bunte Zusammensetzung ist vulkanischen Ursprungs und entstand vor etwa 294 Millionen Jahren im Zuge des Supervulkanismus und während der explosiven Bildung der Rochlitz-Caldera. Dabei handelt es sich nicht, wie der Name vermuten lassen könnte, um reinen Tuff aus vulkanischer Asche, sondern um ein aus heißen, gasreichen Glutwolken (pyroklastischen Dichteströmen) gebildetes Gestein. Geologen bezeichnen Gesteine dieser Entstehungsart als Ignimbrit (ignis (lat. Feuer) und imber (lat. Regen). Der Rochlitzer Porphyrtuff entstand aus mehreren Ablagerungen des vulkanischen Auswurfmaterials und ist nur schwach „verschweißt“.
Gelegentlich enthält der Rochlitzer Porphyrtuff auch Zwischenlagen von Tuffen.
Geochemisch handelt es sich um ein saures vulkanisches Gestein (Ryolith).

Nationale Geoparks

Gleisbergbruch auf dem Rochlitzer Berg
Foto: Bastian Rakow

Nationale Geoparks

3D-Visualisierung des Gleisbergbruchs

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Marktbrunnen in Rochlitz
Foto: Martin Rust

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Schloss Rochlitz
Foto: Martin Rust

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Pöppelmannbrücke in Grimma (Foto: Frank Schmidt)

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Propsteikirche St. Trinitatis in Leipzig
Foto: Bernhard Weiß