Kunst – Erdgeschichte weckt Kreativität
Keramik-Kunst-Routen Colditz
Die Stadt Colditz war ein bedeutendes Zentrum der Keramikindustrie und ist hinsichtlich der Themen Rohstoff und Industriekultur ein wichtiger Referenzort im Geopark Porphyrland.
Die Geschichte
Die Colditzer Vorkommen an Kaolin sind untrennbar mit der Herstellung des ersten europäischen Porzellans verbunden. Aus einer Colditzer Lagerstätte gewannen die Gelehrten Johann Friedrich Böttger und Ehrenfried Walther von Tschirnhaus einen der Rohstoffe für ihre 1708 erfolgreichen Experimente zur Erzeugung von Hartporzellan, das seit 1710 in der Manufaktur Meißen hergestellt wird.
Die örtlichen Rohstoffvorkommen waren im 19. Jahrhundert Ausgangspunkt für den industriellen Aufschwung als Stadt der Keramik. Viele Familien lebten bis zum Ende der DDR von und mit der Herstellung von Steingut, Steinzeug, Grobkeramik und Porzellan. Colditzer Unternehmen hatten innerhalb der Branche europaweite Bedeutung, prägten als Bauwerke die Stadtansicht und waren identitätsstiftend für die Bevölkerung.
Durch flächendeckende Abrisse nach 1990 sind die Anlagen der Keramikindustrie heute fast vollständig aus dem Stadtbild verschwunden. Ihre Beseitigung hinterließ tiefe Wunden im Bewusstsein vieler Colditzer – und Leerstellen im kulturellen Gedächtnis der Stadt.
Vergangenes wird sichtbar
Dank eines ambitionierten Gemeinschaftsprojektes von Kulturförderverein Schaddelmühle e.V., Stadt und Schloss Colditz, engagierten Colditzer Unternehmern und ehemaligen Angestellten von Keramikbetrieben sowie des Geoparks Porphyrland e.V. ist diese stadtprägende Geschichte der Keramik heute wieder im öffentlichen Raum sichtbar. Fünf Plastiken markieren seit Oktober 2021 wichtige Standorte der Keramikindustrie; eine sechste wird 2022 aufgestellt. Seit Februar 2021 hatten sechs ortsansässige Künstlerinnen und Künstler in der Schaddelmühle an der Herstellung der Keramikobjekte gearbeitet.
Der Beitrag des Geoparks war die Konzeption eines Rundweges, der die Kunststationen mit den Orten der historischen Keramikherstellung und geologischen Sehenswürdigkeiten zusammenführt. Die digitalen touristischen Routen „Keramik-Kunst-Spaziergang“ & „Keramik-Kunst-Radroute“ verbinden nicht nur die Kunstwerke auf einem Weg miteinander, sondern auch die stadt- und erdgeschichtlichen Themen mit Freizeit- und Erholungsmomenten. Der Georouten-Flyer 5/6 „Keramik-Kunst-Routen“ vermittelt mit kurzen Texten, Fotos und einer Karte in analoger Form die wesentlichen Informationen zu den ehemaligen Keramikunternehmen, zu geologischen Ereignissen und zur Entstehung von Porphyr und Kaolin. Diese waren Voraussetzung für die örtliche Keramikindustrie.