Das sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) informiert über die Veröffentlichung der Publikation „Der Rochlitzer Supervulkan“. Sie ist an eine geologisch interessierte Öffentlichkeit gerichtet und fasst die Forschungsarbeiten des Projektzeitraums 9/2016 bis 8/2019 zum Thema „Erweiterung des Kenntnisstandes zum vulkanosedimentären Schichtenaufbau in Nordwestsachsen und dem Chemnitz-Becken“ zusammen.
2016 stellte Professor Christoph Breitkreuz auf der Tagung „GEOTOP“ in Grimma erstmals seine These des Supervulkanismus auf dem Gebiet des heutigen Geoparks Porphyrland vor. Seitdem beschäftigten und beschäftigen sich mehrere Wissenschaftler an der TU Bergakademie Freiberg und am LfULG mit der Erforschung weiterer Details dieses über Jahrmillionen anhaltenden Prozesses.

Die Rochlitz-Caldera zählt mit einem Durchmesser von 54 Kilometern zu den größten der Welt. Sie wurde im Rahmen der Forschungen deshalb als Supervulkan klassifiziert. Verschiedene vulkanologische Detailaufnahmen und geochemische Untersuchungen vom Gesamtgestein bis zum Mineralkorn lassen die Ablagerungsprozesse rekonstruieren. Neben dem Alter von 294 Millionen Jahren wurde im Rahmen der Forschungen ein gewaltiges Magmensystem in Tiefen von 15 bis 40 km rekonstruiert.

Aus den Arbeiten der Wissenschaftler waren laut LfULG folgende Projektergebnisse abzuleiten:

  • Die durchgeführten Uran Blei-Altersdatierungen an den Zirkonen der Rochlitz-Ignimbrite konnten das bisher ermittelte Alter von durchschnittlich 294,4 Ma bestätigen. Dafür wurden verschiedene Techniken (SHRIMP, TIMS) angewendet Die Streuung der Daten deutet auf extrem langlebige Magmenkammern (mehrere Millionen Jahre), welche weltweit bisher selten dokumentiert wurden. Solche Magmensysteme bringen weltweit die gewaltigsten Vulkanausbrüche hervor.
  • In Nordwestsachsen gibt es zwei vulkanische Systeme. Beide repräsentieren eigenständige Calderastrukturen mit mächtigen Ignimbritablagerungen. Sie bilden jeweils Supervulkane und zählen mit Durchmessern von 26 und 54 km zu den größten der Welt.
  • Mittels der Biotit-Zusammensetzung konnten die Kristallisationsbedingungen in der Magmenkammer rekonstruiert werden. Es wurden Kristallisationstemperaturen von 755 ± 21°C und ein Druck von 4 ± 2 kbar ermittelt. Die Kristallisationstiefe wurde auf 15 km für die obere Magmenkammer des Rochlitz-Systems abgeschätzt.
  • Glas- und Mineralzusammensetzungen im Planitz-Ignimbrit (Pechstein) des Chemnitz-Beckens lassen das Magmensystem bis in 40 km Tiefe zurückverfolgen. Schmelzeinschlüsse in Pyroxen zeigen eine primitive pikritische Zusammensetzung, welche auf eine Erdmantelquelle schließen lässt.
  • Zur stratigraphischen Abfolge der Einheiten untereinander konnten wichtige Erkenntnisse gewonnen werden.
    Ein genetischer Bezug zwischen dem Rochlitz-Ignimbrit und den pyroklastischen Ablagerungen der Planitz-Formation im Chemnitzbecken erscheint unwahrscheinlich, da die chemischen Signaturen sich deutlich unterscheiden.

Mehr Informationen unter www.geologie.sachsen.de.
Die 58 Seiten starke, in deutscher Sprache vorliegende Broschüre kann auf der Website www.sachsen.de bestellt werden oder in der digitalen Fassung heruntergeladen werden.