Natur und Landschaft

Der Geopark Porphyrland liegt im Muldenland, das sich entlang der Zwickauer, Freiberger und der Vereinigten Mulde – vom Erzgebirgsvorland über den Zusammenfluss der Freiberger und Zwickauer Mulde bei Colditz bis zur Auenlandschaft zwischen Eilenburg und Wurzen erstreckt. Beide „Muldenarme“ schnitten bis zu ihrem Zusammenfluss tiefe Täler in die Landschaft. Das Wasser grub sich Schluchten und Becken, formte bewaldete Hänge, und schnitt Auentäler in die Terrassen, in denen Lachen und tote Flussarme vom einst weit verzweigten Lauf der Mulde künden.

Von Zusammenfluss aus strebt die Vereinigte Mulde, bei Grimma das letzte Mal von Felsgestein eingeengt, durch Hügel mäandrierend dem Leipziger Tiefland zu und weitet sich zwischen Wurzen und Eilenburg zu einer dominierenden Flussaue aus. Besonders an den Muldekehren wird die Fließgeschwindigkeit des schnellsten Flusses Mitteleuropas sichtbar. Allein bis zum Zusammenfluss zur Vereinigten Mulde nimmt der Fluss das Wasser von 58 Zuflüssen auf.

Seit Jahrtausenden siedeln die Menschen in dieser abwechslungsreichen Naturlandschaft. Davon zeugt die überdurchschnittliche Dichte kulturhistorischer Anziehungspunkte wie Burgen, Schlösser, Klöster, Kirchen, etc. Mehr als die Hälfte des Muldenlandgebietes sind von Natur- und Landschaftsschutzgebieten geprägt, in denen viele bedrohte Tierarten ihren Lebensraum haben. Wie auf einer Kette verbinden die Flusstäler die Schutzgebiete für Vögel, Wassergetier und seltene Pflanzen.

Der besondere Reiz des Muldelandes besteht in der Verknüpfung des geologischen Erbes mit der Natur- und Kulturlandschaft auf engstem Raum. Die Schönheit des Landstrichs ist auf öffentlichen Führungen oder individuellen Touren durch den Geopark Porphyrland erlebbar.

Mulde bei Höfgen, Foto: Lothar Andrä

Naturschutzgebiete im Geopark Porphyrland

Naturschutzgebiete (NSG) sind „rechtsverbindlich festgesetzte Gebiete, in denen ein besonderer Schutz von Natur und Landschaft in ihrer Ganzheit oder in einzelnen Teilen erforderlich ist

  1. zur Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung von Lebensstätten, Biotopen oder Lebensgemeinschaften bestimmter wild lebender Tier- und Pflanzenarten,
  2. aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen oder landeskundlichen Gründen oder
  3. wegen ihrer Seltenheit, besonderer Eigenart oder hervorragender Schönheit.“ (BNatSchG §23 Abs. 1)

Wir möchten die Schönheit und Vielfalt der Natur erhalten und fördern. Beachten Sie daher bei einem Besuch bitte, dass befestigte Wege in Naturschutzgebieten nicht verlassen werden dürfen. Mehr Informationen erhalten Sie beim Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Der Geopark Porphyrland e.V. bietet auch öffentliche Führungen in den Naturschutzgebieten innerhalb des Geoparks an. Die Termine finden Sie im Veranstaltungskalender. Individuelle Gruppenführungen in den Naturschutzgebieten fragen Sie bitte in der Geschäftsstelle an.

NSG Alte See

Westlich der Stadt Grimma befindet sich das NSG „Alte See“, ein ehemaliger Truppenübungsplatz mit einmaliger Fauna und Flora. Bereits im 15. Jahrhundert wurde die Parthe hier zu einem See angestaut. Dessen Verlandungsbereich entwickelte sich dann zu dem heute noch bestehenden Erlenbruch.

Als Bruchwälder werden langzeitig vernässte Wälder bezeichnet, wie sie auch an anderen Orten der Parthenaue zu finden sind. Sie sind wichtige Bausteine des Ökosystems, und das NSG „Alte See“ stellt

Steinschmätzer, Foto: Lothar Andrä

einen der wichtigsten Erlenbrüche der Parthenaue dar. Zahlreiche Brutvogelarten wie der Steinschmätzer haben hier ihren Lebensraum. Auch Pflanzen der Feuchtwiesengesellschaften gedeihen hier. Durch die topografische Lage des NSG, können sich kalte Luftmassen ansammeln, die das Vorkommen einiger borealer Arten erklären. Verschiedene Bemühungen versuchen seltene Arte und das NSG als Ganzes zu bewahren, und z.B. dem Einzug des Riesen-Bärenklau Einhalt zu gebieten.

NSG Polenzwald

Südöstlich von Brandis befindet sich das aus zwei Waldstücken und angrenzenden Wiesenbereichen bestehende Naturschutzgebiet Polenzwald. Das EU-Vogelschutzgebiet beherbergt viele seltene Brutvogelarten wie Mittelspecht oder Neuntöter. In dem größtenteils Stieleichen-Hainbuchenwäldern gedeihen im Frühjahr Maiglöckchen und Frühlingsplatterbse. Im Norden des NSG befindet sich eine Wassergefüllte Tongrube. Durch die Tonschichten im Untergrund und einen hohen Grundwasserspiegel ist das NSG von nassen Senken und kleineren Stauwasserflächen geprägt.

Laubfrosch, Foto: L. Andrä

Laubfrosch, Foto: Lothar Andrä

Historisch gehörte das Gebiet als Gutswald und Niederwildrevier zum Rittergut Polenz, erhielt in den 60er Jahren erstmals Schutzstatus und wird seither extensiv als Hochwald bewirtschaftet. Auf den Wiesenflächen wurde ab Mitte der 70er Jahre intensive Weidewirtschaft betrieben, wofür sie zunächst entwässert werden mussten. Heute wird sie extensiv unter anderem durch Schafe bewirtschaftet. Ab 1967 wurde Ton in der Tongrube Reinhild abgebaut, die seit den 90er Jahren brachliegt und heute mit Wasser gefüllt ist. Sie bietet einen wichtigen Lebensraum für verschiedene Amphibien, wie z.B. den Laubfrosch.

NSG Haselberg-Straßenteich

Das nordöstlich von Ammelshain liegende Naturschutzgebiet besteht aus mehreren aufgelassenen Steinbruchgewässern in einem Stieleichen-Hainbuchenwald. Vor ca. 289 Millionen Jahren, im Perm, entstanden hier Vorkommen von Pyroxenquarzporphyr, als Teil der sogenannten Wurzen-Formation. Dieses Gestein wurde ab dem 19. Jahrhundert vom Menschen in Steinbrüchen abgebaut. Der Abbau wurde allerdings bereits in den 60er Jahren eingestellt, sodass die Steinbrüche heute mit Wasser gefüllt sind. Die Felswand am Haselberg ist außerdem eins der vielen interessanten Geotope im Geopark Porphyrland.

Mauerpfeffer, Foto: Lothar Andrä

Durch die starke Strukturierung der Landschaft in Felsfluren und Magerrasen der Kuppen, die Wasserkörper der Steinbruchseen samt ihrer Flachwasser- und Uferbereiche sowie die flächigen Waldareale, bietet das NSG ein breites Biotopspektrum und ist Lebensraum seltener und gefährdeter Pflanzen- und Tierarten. Die Flora auf den Felskuppen beherbergt wärmeliebenden Pflanzen wie Thymian oder Mauerpfeffer und auch Eidechsen fühlen sich hier wohl.

NSG Schmielteich Polenz

Das NSG liegt 5 km südöstlich von Brandis im Waldgebiet Planitzwald und umfasst neben dem Teich vor allem feuchte Wald- und Wiesenbereiche. Nachdem im 19. Jahrhundert bereits erstmals Koniferen in den Gutswald des Polenzer Ritterguts eingebracht wurden, wurde das Gebiet ab Anfang des 20. Jahrhunderts intensiv forstwirtschaftlich genutzt. In den 70er und 80er Jahren wurde das Gebiet gerodet und das Stauwasser z.T. zur Beregnung in der Landwirtschaft verwandt. Dämme im Landschaftsbild zeugen noch heute von den Maßnahmen.

Schmielteich Polenz, Foto: Lothar Andrä

Durch das NSG ziehen sich vernässte Stellen und Staunässe prägt das ganze Erscheinungsbild, bis hin zu anmoorigen oder sumpfigen Verhältnissen. Der Schmielteich, der durch zwei Bäche gespeist wird, ist Lebensraum vieler verschiedener Pflanzen- und Tierarten. In dem EU-Vogelschutzgebiet sind 60 Brutvogelarten und viele Fledermausarten nachgewiesen, über zehn Amphibien- und Reptilienarten haben hier ihren Lebensraum.

NSG Wachtelberg-Mühlbachtal

Das östlich von Wurzen liegende Naturschutzgebiet liegt im Landschaftsschutzgebiet “Mittlere Mulde“ und beherbergt im Kernbereich eine Felskuppe aus Porphyr. Die Entstehung des Gebiets begann in der Zeit des Rotliegenden in der sogenannten Wurzen- Formation. In den Steinbrüchen wurde seit dem 12. Jahrhundert Porphyr abgebaut, im 17. Jahrhundert wurden sie geschlossen. Der Wachtelberg stellt auch eines der interessanten Geotope im Geopark Porphyrland dar.

Wachtelberg mit Bismarckturm, Foto: Lothar Andrä

Das Areal wurde überwiegend zur Beweidung genutzt, am Südhang des Wachtelbergs wurde aber auch teilweise Wein angebaut. Das NSG besitzt eine große Artenvielfalt und verbindet landschaftliche, geologische und botanisch-faunistische Besonderheiten auf engstem Raum. Der Wachtelberg erhebt sich mit seinen reichlichen 148 Metern Höhe als deutliche Landmarke über das heutige Muldetal. Die vereinigte Mulde benutzt schon seit dem ausgehenden Saale-Glazial, also seit mehr als 130.000 Jahren, diese Abflussbahn. Der Wachtelberg als ältestes Pflanzenschutzgebiet Sachsens beherbergt das größte Vorkommen der „Echten Kuhschelle“ und weiterer wärmeliebender Pflanzen. Der Erhalt der Kuhschelle war auch der ausschlaggebende Faktor, dass das Gebiet bereits 1911 als eine der ersten Naturschutzflächen Sachsens unter besonderen Schutz gestellt wurde. In den Steinbruchgewässern laichen Amphibien. Im angrenzenden Mühlbachtal findet man die verräterischen Spuren des Bibers aber auch Fisch

otter oder Kammmolch fühlen sich hier wohl. In den Sommermonaten besteht die Möglichkeit den Aussichtsturm auf dem Berg zu besteigen.

NSG Döbener Wald

3 km nordöstlichen von Grimma befindet sich das NSG Döbener Wald mit dem rechten Muldetalhang und einigen Nebenbachtälern. Im Muldetal finden sich archäologische Überreste, die schon aus Siedlungen der Bronzezeit stammen. Am Rand des NSG findet sich der Zetten: der größte Viereckwall in Sachsen, der bereits in der Bronzezeit als Kultplatz diente und im Mittelalter noch von den Slawen genutzt wurde.

Buschwindröschen, Foto: L. Andrä

Buschwindröschen, Foto: Lothar Andrä

Die Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder mit Schlucht und Hangwäldern sind vor allem wegen Frühjahrsblühern wie Buschwindröschen und Sternmiere bekannt. Zwar wurde die Autobahn A14 durch den Nordteil des NSG gelegt, doch die Bewirtschaftung des NSG sorgte für einen immer noch naturnahen Zustand. An sehr steilen, stellenweise senkrechten Prallhängen der Mulde sind im Rotliegend aufgedrungende Subvulkanite des Nordwestsächsischen Vulkanitkomplexes aufgeschlossen. Nördlich von Döben befinden sich auffällige Felsen aus Grimmaer Porphyr wie die Porphyrnadel Feueresse. Trockene Felshänge wechseln sich ab mit Quellaustritten und vernässten Senken. Vor allem den Quellbereichen findet sich eine große Vielfalt verschiedener Moosarten und z.T. seltene Flechten. Besonders für Höhlenbrüter wie Buntspecht oder Gartenbaumläufer und auch für verschiedene Fledermausarten stellt das NSG einen wichtigen Lebensraum dar.

 

NSG Kleiner Berg Hohburg

Die südwestlich von Hohburg gelegenen Labkraut-

Siebenschläfer, Foto: Deustche Wildtierstiftung

und Eichen-Hainbuchenwälder mit einer Kuppe aus Pyroxenquarzporphyr aus der Zeit des Rotliegend (Wurzen-Formation) bietet Lebensraum für seltene Tierarten wie Siebenschläfer und verschiedene Fledermäuse. An den südexponierten, steilen Hängen gedeihen vor allem Traubeneichen. Insgesamt ist das Naturschutzgebiet stark strukturiert, durch wechselnde Neigung und Exposition der Hänge sowie räumlich schwankenden Grundwasserständen.  Die Gletscher- und Windschliffe südwestlich des Gipfels stammen aus der Saale- und Weichselkaltzeit. Die Schliffe und Kritzungen im Gestein waren ausschlaggebende Funde, um die norddeutsche Inlandvereisung zu belegen. Im Gegensatz zu den umliegenden Porphyrvorkommen gab es am kleinen Berg keinen nennenswerten Gesteinsabbau. Überreste slawischer Besiedelung wurden in Form von Resten einer Burganlage entdeckt. Das NSG soll als Totalreservat perspektivisch der natürlichen Entwicklung überlassen werden.

NSG Spitzberg Lüptitz

In dem 3 km nordöstlich von Wurzen liegende Areal wurden seit dem 19. Jahrhundert pyroxenreiche Gesteine abgebaut und diente ab den 30er Jahren bis in die 90er als Truppenübungsplatz. Graffitis der sowjetischen Soldaten an den Felswänden sind z.T. noch heute zu erkennen. Zwei zuflusslose Steinbruch-Restgewässer zeugen vom Steinabbau und bieten heute Lebensraum für verschiedene Libellenarten.

Porphyrfelsen, Foto: A. Hartmann

Das NSG beinhaltet, u.a. durch eher südexponierte Hänge, vor allem magere und trockene Standorte für Pflanzen und Tierarten dieser Lebensräume. Die offenen Bereiche sind besonders für Bodenbrüter wie Wachtel oder Feldlerche von hoher Bedeutung. Wärmeliebende Insekten, vor allem verschiedene Heuschreckenarten haben hier ihr Auskommen. Im Randbereich wird zwar z.T. intensive Bewirtschaftung betrieben, dominierend ist aber eine extensive Weidewirtschaft.

NSG Dornreichenbacher Berg

1,5 km von Dornreichenbach liegt der Traubeneichen-

Schwarzspecht, Foto: Lothar Andrä

Hainbuchenwald mit einer 50m hohen Porphyrkuppe, der Dornreichenbacher Berg. Der Wald wurde historisch als Hutewald genutzt, ab Ende des 19. Jahrhunderts überwog dann der industrielle Bergbau: aus mehreren kleineren Steinbrüchen wurde der Dornreichenbacher Porphyr aus der Rochlitz-Formation in erster Linie für den Bau und Ausbau des Dorfes Mark Schönstädt und dessen Bahnhof gebrochen.

Vor allem an der Kuppe finden sich eher lichte Traubeneichenbestände, die Strauchschicht ist nur schwach ausgeprägt. Hier sind eher wärmeliebende Pflanzen vertreten, da das gewässerlose NSG zu Trockenheit neigt. Das Gebiet ist Brut- und Lebensraum vieler geschützter Tier- und Pflanzenarten. Von den Frühblühern sind vor allem Maiglöckchen zu nennen aber auch Vögel wie der Schwarzspecht haben hier ihr Auskommen. Dem Borkenkäfer und Sturmschäden wurden durch die Neupflanzung von Eichen begegnet.

NSG Rohrbacher Teiche

In dem nördlich von Rohrbach liegenden Teich- und Wiesengebiet wird bereits seit über 100 Jahren die Vogelwelt erforscht. Die Teiche dienen seit dem 18. Jahrhundert der Fischzucht und sind Laich- und Brutgewässer vieler verschiedener Amphibienarten und Wasservögel. Zwischen den 70er und 90er Jahren wurde allerdings eine intensive Weidewirtschaft auf den umliegenden Flächen betrieben, was sich ungünstig auf die Artenvielfalt rund um die Gewässer auswirkte. Seit 1992 wird wieder auf extensive Bewirtschaftung gesetzt.

Großteich, Foto: Lothar Andrä

Heute können wieder über 90 Brutvogelarten beobachtet werden, aber auch verschiedene Fledermausarten finden hier ihr Auskommen. Insgesamt herrschen eher feuchte Verhältnisse vor, was sich auch in häufigen Nebellagen niederschlägt. Die Fischzucht führt unter anderem zu Gewässerbeeinträchtigung und z.B. Kormorane und Graureiher werden zum Schutz der Fischbestände ferngehalten.