Einzigartig und kostbar – Rochlitzer Porphyrtuff

Edler Stein für Kunst und Architektur

Bereits in der Bronzezeit, vor ca. 3000 Jahren, wurde das am Rochlitzer Berg gebrochene Gestein zur Herstellung von Mahlsteinen genutzt. Ab dem frühen Mittelalter gewinnt das Gestein als Baustein zusehends an Bedeutung. Das bekannteste romanische Bauwerk ist das Benediktinerkloster Wechselburg.

Gleisbergbruch Rochlitzer Berg, Foto: Frank Schmidt

In der Gotik nahmen Verwendung und Verbreitung des Rochlitzer Porphyrtuffs weiter zu. Beispielhaft zu nennen sind das Schloss und die St. Kunigundenkirche in Rochlitz. Verwendet wurde der Stein auch recht früh für Brücken – 1333 für die Brücke zu Bad Düben und hundert Jahre später für die Rochlitzer Werksteinbrücke über die Zwickauer Mulde.

Die erste Steinmetzhütte als Zunft entstand in Rochlitz vermutlich im 15. Jahrhundert. Die „Rochlitzer Hütte“, der traditionelle zünftige Zusammenschluss der Steinmetze und Steinbruchbesitzer, blieb bis in das 19. Jahrhundert hinein Organisationsform des Gewerbes der Steinhauer und Steinmetze. Zu den bedeutendsten Bauten dieser Zeit zählt das von Hieronymus Lotter erbaute Alte Rathaus zu Leipzig. Zuletzt wurden in Verantwortung der Hütte die Steinbrücke über die Zwickauer Mulde in Wechselburg und der Friedrich-August-Turm auf dem Rochlitzer Berge erbaut.

Schloss mit Porphyrschau

Porphyrschau Schloss Rochlitz, Foto: Dirk Rückschloss

Die ehemalige Hofstube auf Schloss Rochlitz aus dem Jahr 1588 beherbergt seit einiger Zeit die Porphyrschau. Verfolgen Sie mit Hilfe von Ausstellungsstücken und informativen Tafeln die Entstehung des Rochlitzer Porphyrs und die Entwicklung des Abbaus. Neben historischen Werkzeugen sehen Sie das Wanderbuch des späteren Bruchbesitzers Johann Gottlieb Schilling aus den 1820er Jahren, die Abschrift einer Urkunde von König Ferdinand II. und verschiedene Skulpturen aus dem 12./13. Jahrhundert.

Entwicklungen im Steinbruch

Das heute auf dem Rochlitzer Berg tätige Abbau- und Verarbeitungsunternehmen „Vereinigte Porphyrbrüche auf dem Rochlitzer Berge“ GmbH versichert sich in seiner Firmen-Vita einer langen Geschichte als „Rochlitzer Porphyr-Manufaktur seit 1585“. Sie bezieht sich auf den vom ersten Steinmetz der Familie Haberkorn seit dieser Zeit betriebenen Steinbruch. Die damaligen Steinbruchbesitzer gründeten 1897 nach eigener Aussage die dritte sächsische GmbH. Dazu gehörten die Steinmetze und Steinbruchbesitzer Emil und Oswald Haberkorn, Clemens und Otto Seidel und der Wechselburger Emil Schilling.

Die Handschrift der Rochlitzer Steinhauer tragen zahlreiche Objekte der Staatseisenbahnlinie Chemnitz-Leipzig, z.B. das Viadukt Göhren, die Bahnhöfe Cossen und Rochlitz sowie sämtliche Stations-Steine. Zunehmend entdeckte das Bürgertum den Stein für Bürgerschulen (Rochlitz), Industriearchitektur (Eisenwerke in Hof und Schwarzenstein), Universitäten (Lehrgebäude und Gewächshäuser des Botanischen Gartens Leipzig), Unternehmervillen und Rathäuser (Colditz, Groitzsch) sowie Grab- und Denkmäler. Zahlreiche Kirchenrenovierungen und -umbauten führten bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts zu einer wachsenden Nachfrage nach Rochlitzer Porphyrtuff.

Leipziger Innenstadt

Leipziger Untergrundmessehaus, Foto: A. Krüger

Zu den bedeutenden Bauten jener Jahre gehören Gebäude der Allgemeinen Ortskrankenkasse in Chemnitz oder in Leipzig das Untergrundmessehaus und das Grassi-Museum. Als Schmuck für Grabmale und Denkmäler verbreitete sich der Stein über den ganzen deutschsprachigen Raum. Das Grabmal Immanuel Kants in Königsberg wurde 1923 in Rochlitzer Porphyrtuff ausgeführt. Auch bedeutsame Brückenbauwerke, wie die Pöppelmannbrücke über die Mulde in Grimma, wurden mit dem roten Gestein verbaut.

Nach Kriegsende 1945 blieben die Brüche in Privatbesitz der Familie Haberkorn, bis sie 1972 verstaatlicht wurden. 1990 wurde der Betrieb an Ruth Haberkorn rückübertragen. 1991 übernahm die Kalenborn KG aus Essen das Unternehmen. Einer der größten Aufträge war die Verkleidung für den 2015 geweihten Neubau der katholischen Kirche der Kirchgemeinde der Leipziger Probsteikirche St. Trinitatis in Leipzig.

Auszug aus: Geopark-Broschüre „Schätze aus Vulkanen“ (2020): Dr. Viola Heß, Dr. Kurt Goth.