Bravouröse Verteidigung des Titels „Nationaler Geopark“
Die Nationalen GeoParks in Deutschland werden alle fünf Jahre hinsichtlich ihres Zustandes und ihrer Weiterentwicklung einer Evaluierung unterzogen. Die Zertifizierungskommission Nationale GeoParks prüft dabei, ob der Geopark die 2002 aufgestellten und 2018 überarbeiteten Richtlinien für Nationale GeoParks weiterhin erfüllt. Nachdem die Kommission im Frühjahr 2024 bereits den in Hessen und Nordrhein-Westfalen liegenden Geopark GrenzWelten positiv evaluiert hat, war jetzt unser Geopark Porphyrland. Steinreich in Sachsen mit mit der turnusmäßigen Inspektion an der Reihe. Bereits der zugesandte Fortschrittsbericht beeindruckte mit Informationen zu Einrichtungen, Anlaufstellen und Kommunikationsaktivitäten, die kräftig ausgebaut wurden. Noch deutlicher wurde dies der Kommission Ende November bei der 24-Stunden-Bereisung des Geoparks, welche eigentlich nicht erforderlich gewesen wäre. Doch bei Geopark und Kommission bestand beiderseitig der Wunsch, die Fortschritte gemeinsam zu besichtigen und sich über Herausforderungen und Errungenschaften bei der Entwicklung des Geoparks auszutauschen.
Gütesiegel erneuert
Im Jahr 2014 wurde der Geopark Porphyrland als 15. Nationaler Geopark in Deutschland zertifiziert. Das Gütesiegel und den Titel „Nationaler Geopark“ wurde nun erneut vergeben. Alle fünf Jahre sind die Einhaltung der Qualitätsparameter, die Erfüllung der in der Richtlinie benannten Aufgaben und die Weiterentwicklung des Geoparks durch die Zertifizierungskommission zu überprüfen. Inhalte des Evaluierungsprozesses sind ein vorzulegender Fortschrittsbericht, der die Geopark-Entwicklung in den vergangenen fünf Jahren widerspiegelt sowie die Bereisung ausgewählter Stationen durch eine Expertengruppe der Zertifizierungskommission. Die ZNG-Kommission besteht aus zehn Mitgliedern verschiedener Institutionen Deutschlands, die die Fachbereiche Geologie, Paläontologie, Geographie, Bergbau, Naturschutz, Tourismus und Forschung abdecken.
„Für die Evaluierung wurden im September der erforderliche Fortschrittsbericht zusammen mit weiteren Unterlagen übersandt. Nach Durchsicht des Dokuments erachteten wir eine Bereisung im Rahmen der Evaluierung nicht für notwendig. Wir sind aber gern dem Vorschlag gefolgt, eine gemeinsame Bereisung durchzuführen – als Gelegenheit zur Präsentation des Geoparks gegenüber der ZNG, aber auch gegenüber den Medien, sowie zum gegenseitigen Informationsaustausch zwischen Mitgliedern der ZNG und Vertretern des Geoparks“, erklärte Dr. Christof Ellger, GeoUnion Alfred-Wegener-Stiftung am Institut für Geowissenschaften der Universität Potsdam.
24-Stunden-Bereisung
Geopark-Vorstand, -Fachbeirat und -Mitglieder bereiteten eine 24-Stunden-Bereisung für den 26. und 27. November vor, während der die Höhepunkte und Alleinstellungsmerkmale des Geoparks anzusteuern waren. Am ersten Tag hießen die Stationen Rochlitzer Berg, Stadt Rochlitz und GeoErlebnisWerkstatt Trebsen. Der zweite Tag führte die Reisegruppe in die Geoportale Röcknitz und Hohburg, zu einem Abstecher an den Quarzporphyr-Steinbruch Lüptitz sowie in das Naturschutzgebiet Wachtelberg-Mühlbachtal nach Wurzen. An der Reise durch den Geopark Porphyrland nahm ein dreiköpfiges Expertenteam teil, bestehend aus Dr. Johannes Müller (Leiter Abteilung Wirtschafts- & Umweltgeologie, LA für Bergbau, Energie & Geologie im GEOZENTRUM HANNOVER); Dipl.-Geogr. Konrad Schuberth (LA für Geologie & Bergwesen Sachsen-Anhalt, Abteilung Geologie) und Dr. Christof Ellger (Geschäftsführer GeoUnion Alfred-Wegener-Stiftung).
Prof. Manfred Strecker (Präs. GeoUnion Alfred-Wegener-Stiftung) würdigte die Arbeit des Geoparks: „Bei der Bereisung war zu erleben, wie intensiv und routiniert das Netzwerk der Geopark-Aktiven zusammenarbeitet. Nicht zuletzt durch diese Zusammenarbeit gelingt es, unterschiedlichste Fördermöglichkeiten für Maßnahmen zur Weiterentwicklung des Geoparks zu nutzen, z.B. aus LEADER-Mitteln oder aus dem Programm Aller.Land. Der Geopark leistet all das, was ein Geopark leisten sollte. Dazu gehören neben der Präsentation der geologischen Sehenswürdigkeiten im Gelände auch die Geotopverwaltung und -pflege sowie die Ausbildung und Betreuung von GeoRangern für die thematischen Führungen. Geologischen Wissen ist angesichts der Vernachlässigung des Faches auf allen Ebenen der schulischen und außerschulischen Bildung in der Regel sperrig und kann am besten im Gespräch von Mensch zu Mensch vermittelt werden.“
Wertschätzung der Schätze
Als Höhepunkte wertete die ZNG-Kommissionn u.a. das Geoportal in Röcknitz mit der neuen Dauerausstellung „Supervulkane in Sachsen“: „Hier werden in einem ansprechend wiederhergestellten ehemaligen Stallgebäude die Forschungsergebnisse der letzten Jahrzehnte zu den vor 290 Millionen Jahren entstandenen Riesencalderen vorgeführt. In der didaktisch klug gestalteten und wirkungsstark arrangierten Präsentation erfährt man viel über die Prozesse, die zu den vulkanischen Ereignissen des Permokarbons führten, sowie über die Auswirkungen auf Flora und Fauna im Wandel der Zeit. Thematisiert werden auch die verschiedenen Porphyrgesteine, die in der Region entstanden sind und teilweise heute noch abgebaut werden und als Werkstein oder als Schotter und Splitt verkauft werden. In all diesen Fragen arbeitet der Geopark eng mit Fachvertretern der Geowissenschaften zusammen, an der Universität Bergakademie Freiberg, der Universität Leipzig oder dem Geologischen Dienst des Freistaats Sachsen. Im Ergebnis zeigt der Geopark Wissenschaftsvermittlung auf höchstem Niveau.“
Weitere attraktive Ziele im Geopark seien das Museum Steinarbeiterhaus in Hohburg, die GeoErlebnisWerkstatt im Rittergut Trebsen und das Geoportal Mügeln mit der Erlebniswelt Kaolin, die die Entstehung und den Abbau des durch Verwitterung des Porphyrs entstandenen wertvollen Rohstoffes Kaolin vorstellt. Auch die Stellen im Gelände, wo das Porphyrgestein aufgeschlossen ist und als Geotop, als geologische Sehenswürdigkeit, präsentiert wird, beeindruckten – hier vorrangig der Rochlitzer Berg, wo neben steilen Steinbruchwänden und tiefen Grubenlöchern die erhaltenen Teile der Abbautechnik die frühere Produktion des Natursteins erahnen lassen.
Die Netzwerk-Mannschaft
Die Bereisung forderte Aufwand und Kraft, wird trotzdem als motivierendes gemeinsames Ereignis, in dem alle Teilnehmenden Beiträge des anderen als wertvolles Puzzlestück wahrgenommen haben, verstanden. Zu den Fachexperten der Bereisung gehörten Dr. Annett Kaldich (Uni Leipzig/Geopark-Fachbeirat), Prof. Dr. Andreas Berkner (Regionale Planungsstelle Leipzig/Geopark-Fachbeirat), Dr. Alexander Repstock (LfULG/Geopark-Fachbeirat), Dr. Jochen Rascher (GEOmontan/Geopark-Fachbeirat), Marion Geißler (GEOmontan/Geopark-Fachbeirat)
und Sabine Holz (LAG Leipziger Muldenland). Geoparkseitig waren Dr. Gerhard Gey (Präsident Geopark Porphyrland), Thomas Pöge (stellv. Präsident), Gesine Sommer (Geopark-Vorstandsmitglied), Johannes Ecke (Geopark-Vorstandsmitglied), Lutz Simmler (Geopark-Geschäftsführer), Rebecca Heinze (Geopark-Netzwerk-Managerin) und Natasha Allner (Projektmanagerin ALLER.LAND/ZENAPA/ÖA) vertreten. An den Stationen unterstützten
Ilke Schulz (Heimat- & Verkehrsverein Rochlitzer Muldental e.V.), Anja Schwulst (Heimat- & Verkehrsverein Rochlitzer Muldental e.V.), Frank Dehne (OBM Stadt Rochlitz), Dr. Frank W. Junge (Förderverein Rittergut Trebsen), Dr. Katja Martin (Geoportal Steinarbeiterhaus Hohburg/Gemeinde Lossatal), Dr. Benjamin Barth (Umweltamt LK Leipzig) sowie Marcel Buchta (OBM Stadt Wurzen).
Besuch aus anderen Sächsischen Geoparken
Einer abendlichen Gesprächsrunde im Schloss Wurzen schlossen sich Vertreter der anderen sächsischen Geoparke und des Tourismusverbandes Leipzig Region e.V. an und kamen zu gemeinsamen Vorhaben ins Gespräch. Vor Ort waren Sandra Brandt (Tourismusverband Leipzig Region e.V.), Nancy Sauer (Geopark Muskauer Faltenbogen), Eva Pretzsch (Geopark Sachsens Mitte) und Denis Loos (Geo-Umweltpark Vogtland).
Links:
Muldental TV zur Bereisung der Zertiofizierungskommission
https://idw-online.de/de/news844987
www.geopark-porphyrland.de