Rochlitzer Porphyrtuff ist erster „IUGS Heritage Stone“ Deutschlands

Die International Union of Geological Sciences (IUGS, https://www.iugs.org/) ist die Dachorganisation aller Geologen weltweit. Sie verleiht auch den Titel „IUGS Heritage Stone“ für Bausteine/Natursteine, die in bedeutenden Bauwerken und Denkmälern verwendet wurden und damit ein integraler Bestandteil der menschlichen Kulturgeschichte auf internationaler Ebene sind. Im Herbst 2022 wurde der Rochlitzer Porphyrtuff als erstes deutsches Gestein in einer Reihe von bisher 32 Nominierungen mit dieser Auszeichnung gekrönt.

Die Urkunde dazu wurde am 30.05.2023 im Rochlitzer Rathaus vom Initiator für diese Auszeichnung, Prof. Heiner Siedel von der Technischen Universität Dresden-Institut für Geotechnik- Fachbereich Angewandte Geologie im Beisein von Vertretern der Region Rochlitz und des Nationalen Geoparks Porphyrland überreicht.

Rochlitzer Porphyrtuff auf der Website der Kulturerbesteine (Link)

Einen Fachartikel zum Rochlitzer Porphyrtuff als erster deutscher Kulturerbestein „Heritage Stone“ finden Sie HIER

Der Rochlitzer Porphyrtuff findet frühe Verwendung für die Herstellung von Mahl- oder Mühlsteinen, Viehtrögen und als Bestandteil von Öfen.
Nicht nur die ansprechende Optik des Gesteins, sondern auch dessen hervorragende Bearbeitungsfähigkeit und Wetterbeständigkeit führte schon im frühen zwölften Jahrhundert zum kontinuierlichen Abbau und zur Nutzung als Werk- und Bildhauerstein. Seitdem prägt der Rochlitzer Porphyrtuff das bauliche Erbe der Region um Rochlitz und in Mitteldeutschland. Bis heute entstehen aus dem traditionsreichen Gestein Profan- und Repräsentationsbauten. Unter anderem ist Rochlitzer Porphyrtuff an Burgen (Eilenburg, Mildenstein, Kriebstein), an Schlössern (Augustusburg, Frohburg, Rochlitz), an Klöstern (Wechselburg, Buch), an Brücken, Denkmalen und Brunnen verbaut worden.
In Leipzig ist er z.B. am Alten Rathaus, am Grassi-Museum oder an der neuen Kirche St. Trinitatis zu finden.
Aber auch europaweit wird der Rochlitzer Porphyrtuff als Werkstein geschätzt. So besteht das Grab des Philosophen Immanuel Kant (1724-1804) am Dom zu Königsberg (heute Kaliningrad, Russland) komplett aus Rochlitzer Steinen.

Die Anzahl der Brüche auf dem Rochlitzer Berg schwankte im Laufe der Zeit stark. Während zeitweise zwölf Brüche urkundlich belegt waren, findet heute ein aktiver Abbau des Gesteins nur noch in den so genannten „Schillingschen Brüchen“ im Südosten des Rochlitzer Berges statt.

So „herausragend“ wie sein bis heute geförderter „Rochlitzer Porphyrtuff“ ist auch der Rochlitzer Berg selbst. Mit einer Höhe von etwa 350 Metern bildet er die markanteste Landmarke zwischen der Leipziger Tieflandsbucht im Norden und der Erzgebirgssenke im Süden.

Bis zu 60 Meter reichen die ehemaligen Steinbrüche auf dem Rochlitzer Berg in die Tiefe und lassen die Abbaugeschichte nachvollziehen. Besonders eindrücklich gelingt dies am Gleisbergbruch am Geoportal Porphyrhaus. Zwei Aussichtsplattformen geben den Blick auf die Zahlenwand frei und machen die Abbaugeschichte nachvollziehbar.

Entstehung und Abbau des Rochlitzer Porphyrtuffes können zudem im Geoportal Porphyrhaus sowie entlang des 2,7 km langen Porphyrlehrpfades auf dem Rochlitzer Berg erkundet werden.

Der „Gleisbergbruch“ auf dem Rochlitzer Berg zählt zu den 30 schönsten Geotopen Deutschlands: Er wurde von der DGGV (Deutsche Geologische Gesellschaft – Geologische Vereinigung) als 3D-Modell digitalisiert und kann seitdem auch virtuell von Zuhause aus bestaunt werden.

Der Rochlitzer Porphyrtuff besticht vor allem durch seine markante rote bis blassrote Farbe, welche durch die Grundmasse sowie violette, häufig plattgedrückte Lapilli-Einschlüsse verursacht wird. An vielen Stellen durchziehen kleine Adern von heller Farbe das Gestein und geben ihm sein charakteristisches Aussehen. In der feinkörnigen, porösen Grundmasse befinden sich zahlreiche, teils rundliche Einsprenglinge, u. a. aus  Quarz, Kalifeldspat, Plagioklas und Biotit. Diese recht bunte Zusammensetzung ist vulkanischen Ursprungs und entstand vor etwa 294 Millionen Jahren im Zuge des Supervulkanismus, der zur Bildung der Rochlitz-Caldera führte. Es handelt sich allerdings nicht, wie der Name vermuten lassen könnte, um reinen Tuff aus vulkanischer Asche, sondern um ein Gestein, das aus heißen, gasreichen Glutwolken (pyroklastischen Dichteströmen) gebildet wurde. Geologen bezeichnen derartige Gesteine als Ignimbrit (ignis (lat. Feuer) und imber (lat. Regen). Der Rochlitzer Porphyrtuff entstand aus mehreren Ablagerungen des vulkanischen Auswurfmaterials und ist nur schwach „verschweißt“. Gelegentlich enthält er auch dünne Zwischenlagen von Tuffen. Geochemisch handelt es sich beim Rochlitzer Porphyrtuff um ein saures vulkanisches Gestein (Rhyolith).

Nationale Geoparks

Gleisbergbruch auf dem Rochlitzer Berg
Foto: Bastian Rakow

Nationale Geoparks

3D-Visualisierung des Gleisbergbruchs

Nationale Geoparks

Prof. Dr. Heiner Siedel übergibt die Urkunde „IUGS Heritage Stone“ an den Oberbürgermeister der Stadt Rochlitz, Frank Dehne

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Schloss Rochlitz
Foto: Martin Rust

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Pöppelmannbrücke in Grimma (Foto: Frank Schmidt)

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Propsteikirche St. Trinitatis in Leipzig
Foto: Bernhard Weiß